Die Menschen wissen nicht, was auf sie zukommt

Gegner der geplanten Omegabrücke weisen mit besonderer Aktion auf innerörtliche Auswirkungen in Hailer und Meerholz hin

GNZ 29.7.2023 Gelnhausen-Hailer/Meerholz (mab). Die geplante Omegabrücke am Eingang von Hailer und Meerholz hat auch Auswirkungen auf das Innere der Ortschaften. Darauf hat die „Bürgerinitiative zum Erhalt der K 904“ jetzt mit einer besonderen Aktion aufmerksam gemacht und dafür zum Absperrband und zur Spraydose gegriffen.


Die Bürgerinitiative verdeutlicht die Auswirkungen der neuen Rechtsabbiegerspur auf die K 904 aus Richtung Gelnhausen. In diesem Bereich müssen fünf Bäume gefällt werden. Die rote Linie auf der Gelnhäuser Straße markiert den Standort der geplanten Ampel. Fotos: RE

Ein Blick in den Garten an der Einmündung. Die Absperrbänder markieren die Flächen, die temporär (innen) und dauerhaft (außen) wegfallen sollen.

„Die Menschen wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt“, sagt Lydia Naunheim, Sprecherin der der Bürgerinitiative (BI), als sie mit ihren Mitstreitern die Karte studiert, die zu den öffentlich ausgelegten Unterlagen im entsprechenden Planfeststellungsverfahren gehört. Denn heute soll alles maßstabsgetreu sein. Mit der Sprühdose markieren die Brückengegner auf dem Bürgersteig, wie sich die Fahrbahnen im Dreieck Liebloser Straße, Hanauer Landstraße und Gelnhäuser Straße verändern, wenn der Main-Kinzig-Kreis seine Pläne für den südlichen Ausbau der K 904 nach Lieblos realisiert.

„Hier entsteht mitten im Ort eine richtig große Kreuzung“, sagt Naunheim. Geplant sind zwei neue Ampeln und zwei Abbiegerspuren in der Ortsdurchfahrt, die den Verkehr in Richtung der K 904 regeln sollen. Der vielleicht größte Eingriff: die Rechtsabbiegerspur aus Richtung Gelnhausen. Hierfür wird die Gelnhäuser Straße ab der künftigen Ampel um drei Meter verbreitert.

Ich muss weichen“: Sechs Bäume sollen gefällt werden

Die Folge: Fünf Bäume müssen auf dieser Seite gefällt werden. Die Linksabbiegerspur auf der Hanauer Landstraße fällt schmaler aus. Hier werden ab der künftigen Ampel aus einem zwei Fahrstreifen, die Straße muss nur um etwa 1 Meter verbreitert werden. Doch auch dafür muss ein Baum gefällt werden. „Der Allee-Charakter im Bereich des Schlosses geht unwiederbringlich verloren“, sagt ein Anwohner. Darauf weisen bei der Aktion Plakate hin, die der Meerholzer Künstler Q.Fell gemalt hat. Auf roten Kreuzen stehen dort Sätze wie „Ich stehe im Weg“, „Ich muss weichen“ oder „Ich werde gefällt“.

Doch die Eingriffe gehen weiter. Mit Absperrbändern markieren die Brückengegner jene Flächen, die Anwohner temporär und dauerhaft für den Ausbau der Kreisstraße abgeben sollen. Am härtesten trifft es Eckhard Scheunemann, dessen Garten unmittelbar an der Einmündung der Gelnhäuser- in die Liebloser Straße liegt. 53 Quadratmeter soll der kleiner werden. Doch auch die anderen Anwohner des Heimatfriedenrings, deren Gärten an der Kreisstraße liegen, müssen Flächen abgeben, unter anderem für einen rund vier Meter breiten Bearbeitungsstreifen.

Die Eingriffe setzten sich in Richtung des Schienübergangs fort, der ab Oktober für den Ausbau der Bahnstrecke Hanau-Fulda geschlossen wird und durch die Omegabrücke ersetzt werden soll. Dafür muss auch ein Teil Schlossmauer versetzt werden, berichtet Naunheim. Doch mit der heutigen Aktion will die BI vor allem auf die innerörtlichen Probleme hinweisen. „Das Hindernis der Bahnschranken fällt weg, die Kreisstraße wird zum Teil ausgebaut, es entstehen neue Abbiegerspuren. Das alles führt natürlich dazu, dass noch mehr Menschen durch Hailer und Meerholz nach Lieblos fahren“, sagt Naunheim. Und schon jetzt ist die Situation angespannt. Eine Verkehrszählung der BI von 2019 hat ergeben, dass mehr als 10 000 Fahrzeuge pro Tag auf der Ortsdurchfahrt in Hailer und Meerholz unterwegs sind.

„Ich kenne viele Menschen, die schon jetzt aus Richtung Niedermittlau über die K 904 zum Kinzigtalzentrum nach Lieblos fahren, trotz der langen Wartezeiten am Bahnübergang. Denn sie wollen die Autobahn umgehen“, meint ein Bürger. Eine weitere Befürchtung der BI: Die bisherige Ampel, die über die Gelnhäuser Straße in Richtung Ysenburgschule führt, könnte wegfallen, da sie in einem zu geringen Abstand zu der neuen Ampelanlage steht. „Die Schüler gehen dort über die Straße, mit oder ohne Ampel. Das wird brandgefährlich“, sagt Lydia Naunheim.

Unterdessen hat sich ein Passant zu den Brückengegnern gesellt, und lässt sich erklären, was die Markierungen und Absperrbänder im Kreuzungsbereich bedeuten. „Das ist doch absoluter Wahnsinn“, sagt er und schüttelt den Kopf. Genau solche Reaktionen hat sich die BI mit ihrer Aktion erhofft. Ihr Ziel: Möglichst viele Menschen dazu zu bringen, bis zum 7. August Einwendungen gegen das Bauvorhaben des Kreises beim Regierungspräsidium Darmstadt einzureichen. Hierfür hat die Initiative Musterschreiben auf ihrer Webseite unter www.bahn-uebergang.de eingestellt. Statt einer Brücke bevorzugt die BI eine kleine Unterführung oder die dauerhafte Schließung des Bahnübergangs.

Quelle: GNZ 29.7.2023, Fotos: RE