Gegner der geplanten Omegabrücke veröffentlichen Musterschreiben ans Regierungspräsidium –
„Jeder kann Einwände erheben“

GNZ 8.7.2023 Gelnhausen-Hailer/Meerholz (mab). Die Auseinandersetzung um die geplante Omegabrücke in Meerholz und Hailer geht in die entscheidende Phase. Die „Bürgerinitiative zum Erhalt der K 904“ ruft dazu auf, Einwände gegen das Bauvorhaben vorzubringen – und sagt, wie das funktioniert.

Bis zum vergangenen Donnerstag lagen die zur Planfeststellung des Projekts eingereichten Unterlagen in den Rathäusern Gelnhausens, Gründaus und Langenselbolds aus, ebenso wie auf der Webseite des Regierungspräsidiums Darmstadt (RP). Bis zum 7. August besteht dann die Möglichkeit für Bedenkenträger, Einwendungen zu erheben. Nach Beendigung des Anhörungsverfahrens muss das RP den Ausbau der südlichen K 904 und die Errichtung der Brücke genehmigen.

Auch Sicht der Bürgerinitiative (BI) soll es dazu nicht kommen. Dabei geht es den Mitgliedern nicht nur um die eigentliche Brücke, die den schienengleichen Bahnübergang über die Liebloser Straße (K 904) am Ortseingang von Hailer und Meerholz ersetzen soll. Die BI-Vertreter befürchten eine deutliche Erhöhung des Verkehrsaufkommens im Inneren der Ortschaften durch die Brücke und den künftigen Ausbau auch der nördlichen K 904. Neben Eingriffen in die Auenlandschaft befürchten die Brückengegner vor allem eine deutlich höhere Lärmbelästigung. Hintergrund: Bei Umsetzung des Baus erwarten die zuständigen Planer (Hessen Mobil) eine Verdoppelung des Verkehrs auf der Kreisstraße zwischen Gelnhausen und Gründau bis 2030.

Einwendungen noch bis zum 7. August möglich

Die Vertreter der BI halten diese Zahlen noch für zu niedrig. Zudem würden die neuen Links- und Rechtsabbiegerspuren, die von der Ortsdurchfahrt auf die Liebloser Straße führen sollen, den Charakter des Schlossbereichs unwiederbringlich verändern. Und: Die BI fürchtet um die Sicherheit der Fußgänger. Immerhin befinden sich zwei Kitas, eine Grundschule und ein Seniorenheim im betreffenden Bereich. „Und wenn die Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder fürchten, werden wir noch mehr Probleme mit Elterntaxis erhalten“, sagt Ortsvorsteher Jochen Zahn (Bürger für Gelnhausen), im Gespräch mit der GNZ.

Um also gegen die Brückenpläne des Main-Kinzig-Kreises vorzugehen, will die BI möglichst viele Menschen dazu aufrufen, Einwände gegen das Vorhaben vorzubringen. „Dafür haben wir einen Anwalt eingeschaltet, der Mustererklärungen verfasst hat, die die Bürger unterzeichnen und mit ihren persönlichen Beweggründen versehen können“, sagt BI-Sprecherin Lydia Naunheim und betont: „Jeder Bürger, egal wo er wohnt, kann Einwände geltend machen. Dafür muss man kein unmittelbarer Anwohner sein oder in Gelnhausen leben.“ Für die konkreten Anrainer habe der Anwalt eigene Schreiben aufgesetzt. Alle anderen können die Mustererklärung auf der BI-Webseite www.bahn-uebergang.de herunterladen. Hier steht auch ein weiteres Dokument für die individuelle Textbearbeitung bereit. Wie die BI betont, müssen alle Eingebungen gegen das Vorhaben individuell erfolgen. Interessierte Personen können für sie relevante Begründungen aus der Mustervorlage übernehmen oder aus ihrer Sicht unpassende Argumente streichen.

Die Einwendungen müssen bis zum 7. August beim Regierungspräsidium Darmstadt eingereicht werden. Möglich ist dies per E-Mail an poststelle@rpda.hessen.de oder an den betreffenden Sachbearbeiter Joachim.Andre@rpda.hessen.de.
Alternativ ist es möglich, die Unterlagen per Post an Regierungspräsidium Darmstadt, Wilhelminenstraße 1-3 in 64283 Darmstadt, zu schicken.

Grundlage des Bauvorhabens, das Hessen Mobil für den Main-Kinzig-Kreis plant, ist ein Beschluss der Gelnhäuser
Stadtverordneten von 2018. Mittlerweile wurde das alte Planfeststellungsverfahren allerdings eingestellt und ein neues eröffnet. Auch Sicht der BI ist so auch ein neuer Beschluss der Stadtverordneten fällig. „Es ist zentral, dass die Politik das Projekt noch einmal gründlich überdenkt“, sagt Lydia Naunheim. „Das alte Verfahren ist hinfällig. Die zugrunde liegenden Kriterien für die Bewertung stammen von 2006 oder sind noch älter. Und sie sind veraltet. Mittlerweile geht es nicht mehr nur darum, Straßen autogerecht zu bauen. Es zählen auch andere Faktoren wie Umwelt und Gesundheit.“

Und was bevorzugt die BI? Eine ältere Forderung ist eine kleine Unterführung unter den Gleisen. Eine weitere Lösung aus Sicht der Brückengegner ist die Null-Lösung. Der Grund: Ab Herbst wird der Bahnübergang geschlossen. Die Brücke wäre frühestens ab 2029 benutzbar. „Bis dahin haben sich die Autofahrer mit anderen Routen arrangiert.“ Laut einer Zählung der BI von 2019 nutzen täglich gut 2 000 Fahrzeuge die Straße. „Dagegen sind mehr als 10 000 Autos täglich in der Ortsdurchfahrt unterwegs“, sagt die BI-Sprecherin. „Ein Ausbau der Kreisstraße würde das noch deutlich verschärfen. Das ist für die Menschen in Hailer und Meerholz nicht zumutbar.“

Quelle: GNZ vom 8.7.2023