Irrsinns-Projekt jetzt stoppen

Vor Erörterungstermin: Gegner der Omegabrücke laden zu Infoabend am 8. April ein

Die geschlossene Bahnüberführung bei Hailer und Meerholz am ersten Tag der Sperrung im November 2023. Foto: Archiv Abel

GNZ 19.03.2024 Gelnhausen-Hailer/Meerholz (mab). Die Auseinandersetzung um die geplante Omegabrücke am Ortseingang von Hailer und Meerholz geht in eine entscheidende Phase. Um die Gegner des Projekts darauf vorzubereiten, lädt die Bürgerinitiative „Erhalt der K 904“ jetzt zu einem Infoabend am Montag, 8. April, ein.

Seit November ist der Bahnübergang an der Kreisstraße 904 zwischen Gelnhausen und Gründau dauerhaft geschlossen. Als Ersatz will der Main-Kinzig-Kreis eine sogenannte Omegabrücke bauen, die seit Jahren für erbitterten Streit in der Barbarossastadt sorgt. Im entsprechenden Planfeststellungsverfahren sind beim Regierungspräsidium Darmstadt insgesamt 485 Einwendungen eingegangen, die Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange nicht mitgezählt. „Die Anzahl ist vergleichsweise hoch“, hatte ein RP-Sprecher im vergangenen November auf die Frage der GNZ nach dem Verhältnis zu ähnlich großen Bauvorhaben geantwortet.

Mittlerweile steht ein Termin für die Erörterungsversammlung fest. So werden alle Personen, die Einwände erhoben haben, für den 24. April zu einer nichtöffentlichen Sitzung eingeladen. Dort können die Einwender ihre Stellungnahmen persönlich darlegen und sich mit dem Vorhabenträger austauschen. Die Versammlung wird gegebenenfalls am 25. April fortgesetzt.

Für die 2017 gegründete Bürgerinitiative „Erhalt der K 904“ (BI) geht es jetzt um alles. „485 Personen aus Gelnhausen und anderen Kommunen haben Einspruch gegen die Omegabrücke eingelegt, das ist eine bemerkenswerte Zahl. Jetzt ist es wichtig, dass so viel Bedenkenträger wie möglich zum Erörterungstermin erscheinen, um zu dokumentieren, dass die dieses irrsinnige Projekt ablehnen“, sagt BI-Sprecherin Lydia Naunheim.

In der Sitzung, die in der Jahnhalle Hailer erfolgt, haben alle Brückengegner die Möglichkeit, ihre Argumente mündlich vorzutragen. „Aber das müssen sie nicht. Auch, wer nur schweigend an der Versammlung teilnimmt, kann so ein wichtiges Zeichen setzen.“ Nämlich dafür, dass die Brücke nicht gebaut wird. Um den anstehenden Termin gründlich vorzubereiten, lädt die BI nun für Montag, 8. April, alle Bedenkenträger zu einem Infoabend ein.

Der bisherige Übergang wurde im November geschlossen – und das dauerhaft. Der Grund: Fahren Züge mehr als 160 Kilometer pro Stunde, sind schienengleiche Übergänge nicht mehr erlaubt. Auf der Ausbaustrecke Hanau-Fulda sollen Züge mit 230 Stundenkilometern unterwegs sein.

„Befürchteter Verkehrskollaps ist ausgeblieben“

Als Ersatz will der Main-Kinzig-Kreis ab 2026 die Brücke errichten. Keine gute Option, ist die BI überzeugt. „Seit November fällt der Meerholzer Landweg als Verbindung zwischen Gelnhausen und Gründau aus, zum befürchteten Verkehrskollaps in der Ortsdurchfahrt Hailer-Meerholz ist es bislang nicht gekommen“, sagt Naunheim. Zwar komme es gelegentlich zu Staus. „Dafür sind dann aber Baustellen verantwortlich, und dazu ist es während der Stoßzeiten auch schon früher gekommen.“ Und: „Meist verläuft der Verkehr viel fließender als zuvor, da die Abbieger in oder aus Richtung Lieblos nun wegfallen.“

Nach wie vor präferiert die Initiative eine kleine Unterführung der Bahnschienen. „Die wurde im Verfahren aber nicht weiterverfolgt“, kritisiert die BI-Sprecherin. Dabei sei die Voraussetzung für die Ablehnung gar nicht mehr gegeben. „Die Bahn wollte die Gleise bei laufendem Zugverkehr ausbauen. Bei laufendem Betrieb wären teure und aufwändige Baumaßnahmen erforderlich geworden. Jetzt ist aber klar, dass die Strecke für die Arbeiten gesperrt wird und der Gleisunterbau komplett ausgetauscht und erneuert wird, so dass für eine Unterführung nur normale Tiefbauarbeiten erforderlich sind und die Unterführung in offener Bauweise mit geringerem Aufwand und geringeren Kosten erstellt werden kann“, sagt Bodo Delhey (BI). Und was ist mit dem Argument, dass die K 904 im Falle der kleinen Unterführung ihren Status als Kreisstraße verliert und die Stadt die Arbeiten selbst finanzieren muss? „Durch die Verlegung der Bahn- und der Ladestraße, die für den Bau der Brücke erforderlich ist, muss die Stadt auch Geld in die Hand nehmen. Dann sollte sie sich lieber an den Kosten für die Unterführung beteiligen“, meint Naunheim.

Auch „Nulllösung“ für Initiative akzeptabel

Doch auch mit der sogenannten Nulllösung, die den kompletten Wegfall des Übergangs bedeutet, kann sich die Initiative mittlerweile anfreunden. Der Kreis, sind sich die BI-Vertreter einig, sollte sich jedenfalls gründlich überlegen, ob er Millionen für ein Projekt in die Hand nehmen will, das derzeit niemand benötige. Immerhin werden die Kosten für die Brücke derzeit auf 20 Millionen Euro geschätzt, ein Drittel davon muss der Main-Kinzig-Kreis aufbringen. Bodo Delhey rechnet sogar damit, dass sich die Gesamtkosten auf 25 Millionen erhöhen.

Nach wie vor sprechen zahlreiche Argumente aus Sicht der BI gegen den Bau der Omegabrücke. Dabei führen die Vertreter an, dass der Bau wegen einer erforderlichen neuen Abbiegerspur von der Hanauer Landstraße auf die Liebloser Straße auch erhebliche Auswirkungen auf die Ortsmitte hätte, für die nicht zuletzt zahlreiche Bäume gefällt werden müssten. Zudem müssten mehrere Anwohner im Heimatfriedering einen Teil ihrer Gärten für die Verbreiterung der K 904 abgeben. Aus Sicht der BI würde die Brücke zudem zu einem deutlich höheren Verkehrsaufkommen in Hailer und Meerholz führen, was wiederum mehr Lärm und Abgasemissionen bedeute. Nicht zuletzt befürchtet die Initiative, dass nach der Brücke auch der nördliche Teil des Meerholzer Landwegs in der Kinzigaue ausgebaut wird.

Und wie geht es nun weiter? Das Regierungspräsidium gibt die schriftlichen sowie die beim Erörterungstermin vorgebrachten mündlichen Einwendungen an das zuständige Ministerium. Dieses prüft und bewertet die schriftlichen und mündlichen Einwendungen und erstellt den sogenannten Planfeststellungsbeschluss. In der Regel entspricht der Beschluss allerdings den Vorstellungen des Vorhabensträgers. Im Planfeststellungsbeschluss werden Nebenbestimmungen und Auflagen formuliert, mit denen die Einwendungen „geheilt“ werden sollen. Wenn es so kommt, haben die Brückengegner die Möglichkeit, gegen das Brückenprojekt zu klagen. Das steht aber nur den Personen offen, die unmittelbar von den Auswirkungen des Vorhabens betroffen sind. „Genau deshalb ist es so wichtig, dass viele Bedenkenträger zum Erörterungstermin am 24. April erscheinen und so ein klares Zeichen gegen das irrsinnige Vorhaben setzen“, sagt Lydia Naunheim.

Der Infoabend für die Gegner der Omegabrücke beginnt am Montag, 8. April, um 19 Uhr im Anglerheim Meerholz.

Quelle: GNZ vom 19.03.2024, Foto: Archiv Abel