Kurvenreich und unübersichtlich

Jochen Zahn will Verkehr in der Ortsdurchfahrt von Hailer und Meerholz beruhigen


Kaufhaus Lauber mit der scharfen Kurve (Hintergrund) ist nicht die einzige unübersichtliche Stelle in der Meerholzer Ortsdurchfahrt. Auch abseits der Stoßzeiten kann es hier schnell zu gefährlichen Situationen kommen. Foto: Abel

GNZ 10.8.2023 Gelnhausen Hailer/Meerholz (mab). 7. Dezember 2022: Die Gelnhäuser Stadtverordneten beschließen gleich sieben Schritte, um die Verkehrssituation am Höchster Ortseingang zu beruhigen. „Gut so“, sagt der Meerholzer Ortsvorsteher Jochen Zahn. „Doch die Probleme in Hailer und Meerholz sind größer.“ Jetzt erhofft er sich ähnliche Rückendeckung, um den Verkehr in der Ortsdurchfahrt sicherer zu machen.

Rückblick: Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2022. Die Bürgerinitiative „Verkehrssicherheit L 3333“ steht im Foyer der Willi-Bechthold-Halle und präsentiert ein großes Banner mit der Aufschrift „Täglich 10 000 Fahrzeuge“. Am selben Abend verabschiedet das Parlament einen Sieben-Punkte-Plan zur Entschärfung des Raserproblems auf der Leipziger Straße, darunter die Versetzung des Ortsschildes, die Errichtung einer Fußgängerampel und die Installation eines festen Blitzers. „Das klingt alles sehr gut, ist aber größtenteils rechtlich nicht umsetzbar“, sagt Jochen Zahn (Bürger für Gelnhausen).

Und: Die Belastung der Menschen in Hailer und Meerholz sei noch größer. Wie der Meerholzer Ortsvorsteher betont, seien 2019 bereits mehr als 10 000 Fahrzeuge in der gemeinsamen Ortsdurchfahrt gezählt worden. Im Planfeststellungsverfahren zur Errichtung der umstrittenen Omegabrücke ist von 11 500 Autos die Rede, die täglich durch die Hanauer Landstraße und die Gelnhäuser Straße fahren. Bis 2030 soll sich der Wert um mehrere Tausend Fahrzeuge steigern.

Nicht nur Raser stellen eine Gefahr dar

Zudem sei die Situation hier weitaus gefährlicher als in Höchst: „Dort haben wir eine sehr gerade Straße, in Hailer und Meerholz ist die Strecke unübersichtlich und kurvig. Nicht nur durch die Raser, die es auch hier zur Genüge gibt, sondern auch von Autofahrern, die mit 50 oder 60 Stundenkilometern hier unterwegs sind, gehen große Gefahren für weitere Fahrzeuge und Fußgänger aus“. Während die Nebenstraßen in den Stadtteilen über eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern verfügen, gilt in der Ortsdurchfahrt Tempo 50. Doch aufgrund des historischen Straßenkerns und der vielen Einmündungen mit nur schwer einsehbaren Ecken ist die Situation hier unübersichtlich und gefährlich. Wer die Hauptstraße überqueren will, braucht entweder Mut oder Geduld. Während nachts gerast wird, ist die Straße zu den Stoßzeiten oft dicht.

„Die Lärm- und Abgasbelastung ist schon heute groß“, sagt der Meerholzer Ortsvorsteher. Sollte der Main-Kinzig-Kreis den schienengleichen Bahnübergang an der Liebloser Straße in Richtung Gründau tatsächlich wie geplant durch eine Brücke ersetzen, würden sich die Probleme laut Zahn noch deutlich verschärfen. „Dann ziehen wir auch noch den Verkehr aus Freigericht und Unterfranken ins Ortsinnere hinein.“

Und: „Die Verdoppelung der Verkehrsstärke in Richtung K 904 ist im Entfall des Widerstandes durch die Schrankenschließzeiten des Bahnübergangs begründet, was zusätzliche Fahrten auch aus dem Bereich Freigericht/Hasselroth anzieht. Hierdurch steigt auch das Verkehrsaufkommen in der Ortsdurchfahrt von Meerholz auf K 862 und K 904“, zitiert Zahn aus den Planfeststellungsunterlagen zum umstrittenen Bauvorhaben.

Seine Haltung zur Brücke und den damit verbundenen Eingriffen im Ort ist klar: „Was würden die Höchster sagen, wenn man ihnen eine Riesenbrücke in den Ort stellt, ein paar Tausend Autos mehr durch die Straßen schickt, Bäume fällt und Anwohner enteignet?“ Doch die Schritte, die er für Hailer und Meerholz einfordert, gehen über das Problem der Omegabrücke hinaus.

Situation ist heute schon nicht mehr tragbar“

„Die Situation ist heute schon nicht mehr tragbar“, sagt der Ortsvorsteher und denkt dabei an unterschiedliche Interessengruppen. Neben den Anwohnern, die unter dem Lärm und den Abgasen leiden, gehört auch das Alten- und Pflegeheim im Schloss dazu. „Schon 2019 hatte die Schlossverwaltung beantragt, im Bereich rund um die Einrichtung und ihre beiden Dependancen im Haus Wichern und an der Ecke zur Rhönstraße eine Tempo-30-Zone einzurichten. Die Forderung wurde damals abgelehnt.“

Doch nicht nur für die Senioren und ihre Angehörigen ist der Verkehr eine Bedrohung. „Wir haben auch das Problem mit den Eltern-Taxis an der Ysenburgschule und den benachbarten Kitas. Der Weg zur Schule oder in die Kindergärten ist für die Kinder voller Risiken. Und die steigen mit jedem Auto, das zusätzlich durch die Orte unterwegs ist.“ Zudem leiden die ortsansässigen Geschäftsbetreiber. „Wenn ich vor einem Laden aus dem Auto aussteigen will, muss ich ständig auf der Hut sein, damit mir auf dem Parkplatz nicht die Tür abgefahren wird. Die Kunden können dort kaum aussteigen, weil zu viele Fahrzeuge in der Ortsdurchfahrt unterwegs sind.“

Und was hat der Ortsvorsteher vor? „Ich werde das Thema auf die Tagesordnung im Ortsbeirat setzen und Kontakt zum Ortsbeirat Hailer aufnehmen. Das Problem betrifft die zwei Stadtteile gleichermaßen. Ich will, dass wir eine gemeinsame Position erarbeiten, die von beiden Gremien getragen wird.“ Langfristig, sagt Zahn, müsse eine Verkehrsreduktion oder eine Verkehrsberuhigung das Ziel sein. „Wie wir das erreichen, werden wir besprechen. Ich kann mir zunächst eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 oder auch nur auf 40 Stundenkilometer vorstellen. Vielleicht zunächst auch nur nachts, wie es in Neuenhaßlau erreicht wurde. Auch da war das Argument übrigens der Lärmschutz.“ Und: „In Somborn und anderen Orten gilt bereits den ganzen Tag Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten. Solche Forderungen sind also keine Luftschlösser.“

Was für Höchst gilt, muss für Hailer und Meerholz auch gelten, sagt Jochen Zahn. „Höchst hat eine Welle der Solidarität durch die Stadtverordneten erfahren. Ich erwarte, dass das auch hier gilt“, meint Zahn.

Quelle: GNZ vom 10.8.2023, Foto: Abel