Saß und Noll verbreiten Unwahrheiten

GNZ 11.05.2019

Bürger für Gelnhausen reagieren auf Aussagen der Bürgerinitiative „Brücke der Vernunft“

Gelnhausen-Hailer/Meerholz (re). Nachdem die Bürgerinititative „Brücke der Vernunft“ für mehr Tempo bei der Realisierung der geplanten Brücke über die Bahngleise zwischen Hailer-Meerholz und Lieblos angemahnt hatte (GNZ vom vergangenen Samstag), melden sich nun die „Bürger für Gelnhausen“ zu Wort. Sie werfen den Sprechern der Bürgerinitiative unter anderem Lügen und Unterstellungen vor.

„Lügen, Vermutungen, Unterstellungen und Forderungen, die von völliger Unkenntnis und Inkompetenz zeugen, werden weiterhin von den Herren Holger Saß und Gerd Noll und ihrer Initiative ‚Brücke der Vernunft‘ verbreitet. „Die ‚Bürger für Gelnhausen‘ werden in einer unangemessenen und nicht akzeptablen Weise angegriffen“, erklärt der persönlich angegriffene BG-Fraktionsvorsitzende Bodo Delhey. Als „besonders unverschämt“ wertet Delhey die Ausführungen des Hailerer Landwirts Gerd Noll in Anbetracht der Tatsache, dass für ihn für viele Millionen Euro eine landwirtschaftliche Brücke als Ersatz des bisher von ihm genutzten Bahnübergangs Bleichstraße gebaut werde. „Diese Noll-Brücke ist bereits planfestgestellt und wird neben der Autobahnbrücke im Wasserschutzgebiet II gebaut, aber Herr Noll fordert als ‚Anwohner‘ zusätzlich die Omegabrücke. Und wie kommen diese Herren zu der Aussage ‚Wir alle wollen schnell und möglichst bequem überall hinkommen‘? Glauben sie wirklich, für alle Einwohner sprechen zu können?“, fragt Delhey. „Diese Überheblichkeit gegenüber den 2 000 Bürgern, die gegen die Omegabrücke unterschrieben haben, ist kaum zu glauben.“

Dem BI-Sprecher Holger Saß wirft Delhey „Ahnungslosigkeit und Unkenntnis“ vor. Dabei müsste dieser den Ablauf von öffentlichen Bauvorhaben durch seine langjährige Tätigkeit in politischen Gremien kennen. „Das zeigt die vollständige Inkompetenz der BI ‚Brücke der Vernunft‘ und derer Sprecher“, kritisiert Delhey.

Die meisten Punkte in der Pressemitteilung der BI seien falsch. Die Stadtverordnetenversammlung habe sich am 7. November vergangenen Jahres und nicht im Dezember für eine Omegabrücke ausgesprochen. Zugestimmt hätten nur SPD, CDU und FDP, nicht aber die „Bürger für Gelnhausen“ und die Grünen. Die Behauptung, alle Parteien im Stadtparlament Gelnhausen und im Kreistag hätten sich für eine Omegabrücke ausgesprochen, sei ebenso unwahr wie die Behauptung, die Beschlüsse seien auf der Grundlage von Gutachten erfolgt.

Der Beschluss der K904-Kommission sei nicht, wie von Saß ausgeführt, aufgrund der Bewertung von beauftragten Gutachten erfolgt. Neue Gutachten, bis auf ein neues Grundwassergutachten, hätten der Kommission nicht zur Verfügung gestanden. In der Kommission seien die alte Umweltverträglichkeitsstudie von 1998 neu bewertet worden, wobei als zusätzliches Bewertungskriterium die Kosten herangezogen worden seien. Die Kosten hätten dann zu einer anderen Reihenfolge der verschiedenen Über- und Unterführungsvarianten im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 1998 geführt.

Die Kosten einer Über- oder Unterführung seien aber für die Stadt Gelnhausen nicht relevant, da die Finanzierung durch die Bahn AG, den Bund und den Main-Kinzig-Kreis erfolge. Kosten wären für Gelnhausen allenfalls angefallen, wenn die K904 von einer Kreisstraße auf eine Gemeindestraße abgestuft worden wäre, etwa beim Bau einer „kleinen“ Unterführung. Die von mehr als 2 000 Bürgern geforderte Unterführung mit reduziertem Lichtraumprofil sei allerdings weder vom Main-Kinzig-Kreis noch von Gutachtern oder Hessen Mobil untersucht worden

In der Bewertungsmatrix der K904-Kommission habe die gestreckte Überführung und nicht etwa die Omegabrücke am besten abgeschnitten. Trotzdem sei von den FDP-Stadtverordneten Hendrik Silken und Kolja Saß bei der Stadtverordnetenversammlung am 7. November der Änderungsantrag gestellt worden, die Planung für den Bau einer Omegabrücke fortzusetzen. Der Beschluss für die Omegabrücke sei somit eine politische Entscheidung und nicht die Entscheidung für die Variante mit den geringsten Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt gewesen, wie von Saß und Noll bewusst falsch dargestellt werde, meint Delhey. Auch die Behauptung, dass die BG bei Verkehrsdezernent Winfried Ottmann wegen der vorgeschlagenen Ortsumgehung vorgesprochen habe, sei falsch.

Ebenso unwahr sei, dass die BG eine 15 Meter breite Straße vorgeschlagen oder gefordert hätten. Richtig sei, dass die BG eine Ortsumgehung durch den Ausbau von vorhandenen landwirtschaftlichen Wegen vorgeschlagen hätten und weiterhin für den Erhalt der K904 in der jetzigen Form einträten, also eine Allee mit einer Straßenbreite von fünf Metern.

Mit einer Omegabrücke erhöhe sich der Verkehr auf der K904 laut Hessen Mobil um das Zweieinhalb- bis Dreifache, also um zusätzlich 5 000 bis 6 000 Fahrzeuge pro Tag. Das Verkehrsaufkommen und damit die Belastung der Menschen in Hailer und Meerholz durch Abgase und Lärm werde deutlich zunehmen. Mit einer von über 2 000 Bürgern geforderten kleinen Unterführung würde sich der Verkehr auf der K904 nur geringfügig erhöhen. Da eine kleine Unterführung nicht untersucht worden sei, habe die BG eine Ortsumgehung wie in Niedermittlau vorgeschlagen, um die Menschen in Hailer und Meerholz vor zusätzlichem Lärm und Abgasen zu schützen.

Der Main-Kinzig-Kreis habe in seiner Pressemitteilung vom 8. Mai die Herren Noll und Saß darüber aufgeklärt, dass die Planungen und das Planfeststellungsverfahren für die Omegabrücke liefen und durch die vorgeschlagene Ortsumgehung nicht verzögert würden. Auch die Angstmacherei, meint Delhey, dass sich der viergleisige Bahnausbau durch die Omegabrücke verzögern könnte und damit die Pendler weiter Verspätungen hinnehmen müssten, sei unwahr. Die Bahn AG plane, im Frühjahr 2025 mit dem viergleisigen Ausbau der Strecke Hanau-Gelnhausen zu beginnen. Mit Inbetriebnahme der Strecke würden Schnell- und Nahverkehr jeweils auf zwei Gleisen getrennt fahren, sodass Nahverkehrszüge keine Verspätungen mehr hätten, weil sie auf den ICE warten müssten. Brücken brauche die Bahn AG für den viergleisigen Betrieb nicht. Die Pendler würden also unabhängig vom Bau irgendwelcher Brücken profitieren. Bezüglich der K904 wollen die BG den Bürgerwillen von mehr als 2 000 Bürgern weiter unterstützen und sich für sachbezogene und nicht für politisch gewollte Lösungen einsetzen.

Was passiert mit dem Bahnübergang zwischen Hailer-Meerholz und Lieblos. Diese Frage erhitzt weiterhin die Gemüter. Foto: Archiv