Stellungnahme zu den Fake News von Saß & Co

In einem Punkt muss ich den Verkündern von Halbwahrheiten, Unterstellungen und erfundenen Tatsachen (alternative Fakten = Fake-News) Recht geben: es ist ermüdend und ärgerlich, immer wieder auf die angeblich „unumstößlichen Fakten“ der Herren Saß, Noll & Co von der sogenannten „BI“ Brücke der Vernunft eingehen zu müssen. Aber diese Fake-News einfach so stehen lassen geht halt auch nicht.

  • Ist es zu glauben? Für wie dumm halten diese Herrschaften ihre Leser? Die Behauptung, eine Omegabrücke sei in sechs Monaten gebaut, ist einfach nur lächerlich und widerspricht jeder Lebenserfahrung und jedem technischen Verständnis. Laut dem „Hydrologischen Gutachten“, auf das sich diese Aussage bezieht, und das offensichtlich überhaupt nicht gelesen/verstanden wurde, werden sechs Monate schon für das Einbringen der 60 Betonpfähle für die fünf Widerlager und Stützen des Brückenbauwerks benötigt. Für den Rest der Bauzeit werden keine Aussagen gemacht. (In Niedermittlau hat der Brückenbau ca. 3 Jahre gedauert.)
  • Es gibt keine „kleine Omegabrücke“! Die sogenannte „kleine Lösung“ (Variante 1) unterscheidet sich von der „Großen“ lediglich dadurch, dass der Ausbau der K 904 in Richtung Lieblos nicht sofort, sondern in einem 2. Bauabschnitt etwas später erfolgen soll. Ein Blick in die Planfeststellungsunterlagen bestätigt dies. Spätestens dann wird der Schwerlastverkehr diesen Weg nutzen.
  • Das hydrologische Gutachten bescheinigt der Unterführung, dass sie „kein relevantes Strömungshindernis“ für das Grundwasser darstellt, weil die Stömungsrichtung des Grundwassers in Süd-Nord-Richtung verläuft, also parallel zur Unterführung, im Gegensatz zu den Dämmen der Brücke, deren Gewicht ein Fließen des Grundwassers darunter behindern kann. Die Gefahr der Verunreinigung des Trinkwassers durch von Erschütterungen verursachten Trübungen während der Bauzeit wird wegen der Fließrichtung (weg von den Trinkwasserbrunnen) als gering eingestuft. (Hydrogeologische Risikoanalyse Querung K 904 S.9)
  • Sollte die K904 zu einer Gemeindestraße abgestuft werden, kann die Stadt Gelnhausen die gleichen Refinanzierungen beantragen, die der Kreis für den Bau der Brücke und den Ausbau der K 904 erhalten wird. Landrat Stolz hat Bürgermeister Glöckner sogar auf das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) hingewiesen. Die Belastung wäre also nicht im zweistelligen Millionenbereich zu suchen, sondern wesentlich geringer.
  • Saß weiter: „Aber wir haben uns auch zeitgemäß (was ist hier noch zeitgemäß?) so verkehrstechnisch aufzustellen,
  • dass wir die Verkehrsströme so leiten, (durch den Ort?)
  • dass eine raumverträgliche, (8500 m² Beeinträchtigung in Naherholungsgebiet)
  • wirtschaftlich sinnvolle (?? Wo ist dieser Sinn?)
  • und umweltverträgliche Ausbauvariante (mit der größten Beeinträchtigung der Umwelt von allen Varianten!!!)
  • den Einwohnern von Hailer und Meerholz hilft“ (Hilft es den Einwohnern von Hailer-Meerholz die 2,5-3fache Verkehrsmenge durch den Ort geleitet zu bekommen?)
  • Brauchen wir wirklich immer mehr Straßen für immer mehr Autoverkehr? Ist denn der Natur- und Menschenschutz den Verfechtern des zunehmenden Verkehrs gar nichts wert? Ist es wirklich unverzichtbar „so schnell und bequem wie möglich überall hinzukommen“? Vielleicht denken diese Herren mal über die Ergebnisse der EU-Wahl (auch in Gelnhausen) nach, und schauen sich die Bundespressekonferenz “Scientists for Future” an. https://www.youtube.com/watch?v=OAoPkVfeTo0 (Stellungnahme von Wissenschaftlern zu den Protesten für mehr Klimaschutz
  • Eine Umgehungsstraße wie in Niedermittlau würde sowohl Hailer-Meerholz wie auch die Westspange von einem großen Teil des zusätzlich erwarteten Verkehrs entlasten. Viele Fahrzeuge in/aus Richtung Linsengericht und Bayern müssten weder durch die Ortschaft, noch über die Westspange fahren.
  • Die mehr als 2000 Unterschriften, die Herr Saß so in Frage stellt, sind Ausdruck direkter Demokratie. Leider stört so etwas die Machenschaften manch gewählter „Volksvertreter“, die gerne im Sinne der Automobilindustrie (siehe Dieselaffaire) handeln.
  • Übrigens geht es bei der K904 um eine Kreisstraße, sodass nicht nur die Stimmen von Gelnhäuser Bürgern zu berücksichtigen waren. Auch wurde bei der Prüfung der Unterschriften durch die Verwaltung grob geschlampt: Nicht einmal der ehemalige Bürgermeisterkandidat Jochen Zahn war als Gelnhäuser Bürger anerkannt worden. Hunderte Weitere hätten bei schwer leserlicher Unterschrift mit einem Blick ins Telefonbuch verifiziert werden können, aber das war wohl zu mühsam.

Ein Tipp noch für Herrn Noll, der dieser vermutlich sehr hübsch gestalteten Visualisierung der Brücke so gespannt entgegenfiebert: schauen sie sich die Brücke in Niedermittlau an, das Ganze noch 2 Meter breiter und 2 Meter höher (nach ergänzenden Planungen der DB), und sie wissen, was für ein Monstrum das werden soll. Sie selbst werden ja wohl hauptsächlich die speziell für den landwirtschaftlichen Verkehr zu bauende „Noll-Brücke“ nutzen. Oder befürchten sie, dass auch andere Bürger ihre Brücke nutzen werden?