Zwei Engel flogen über die Kinzigauen GNZ 27-11-2018

Zwei Engel flogen über die Kinzigauen

Ein literarischer Beitrag von Wolfgang und Barbara Knaus zur Entscheidung für die Omega-Brücke
Gelnhausen-Meerholz (re). Nachdem die Stadtverordneten beschlossen haben, dass der Bahnübergang Hailer-Meerholz durch eine Omega-Brücke ersetzt werden soll, widmen sich Wolfgang und Barbara Knaus der Entscheidung in einem literarischen Beitrag. Wir veröffentlichen ihr Schreiben im Wortlaut.

Zwei Engel flogen über das Kinzigtal. Sie genossen den schönen Anblick der Kinzigauen. Fast alle Bäume hatten allerdings schon ihr Laub abgeworfen, und trotzdem war es wunderbar anzusehen. Die Storchennester lagen verwaist da. Nur ab und zu landete dort einmal eine Krähe, um sich auszuruhen. Die Krähen wussten alles, absolut alles, was bei den dort lebenden Menschen geschah. So unterhielten sich zwei Krähen über die neuesten Nachrichten bezüglich der K904. Beide Engel lauschten angestrengt dem Krächzen.
„Oh, hörst Du, Angelo, die wollen ja hier tatsächlich eine Riesenbrücke bauen!“ „Ja, ich habe es gerade vernommen und bin sehr, sehr traurig darüber.“ „Stell Dir doch mal vor, durch den Bau gehen Wiesen verloren und natürlich auch Futterplatz der Störche, Angelo!“ „Raia, aber was mich am meisten erstaunt ist, dass die Bewohner von Meerholz und Hailer nicht mehr dagegen protestieren! Wie kann es denn sein, dass über 2 000 Unterschriften gegen solch ein Bauwerk einfach keinen Anklang finden konnten? 2 000 gegen ein paar Stadtverordnete.“ „Ja, ja, Angelo, das soll eine Demokratie sein!? Ein paar Stadtverordnete beschließen einfach so – Schnipps – die Brücke soll gebaut werden. Gerecht und demokratisch ist das keinesfalls! Bei uns, bei Petrus und der ganzen Engelschar, wäre das alles nicht geschehen. Da hätten wir erst mal zusammengesessen und alle Probleme bis ins Kleinste besprochen. Einfach soooooooooo wäre keine Himmelsformation vom Tisch gefegt und was Neues gebaut worden. Und schon gar nicht, wenn so viele Engelwesen, wie hier Menschen es gewesen sind, sich gegen ein solches Projekt ausgesprochen hätten. Auf jede einzelne Meinung kommt es nämlich sehr wohl an, auch im Himmel.“ „Raia, Du hast vollkommen recht! Viele Menschen wissen einfach nicht, was sie der Natur und ihren Mitmenschen antun. Immer größer, immer höher, immer weiter … so das Motto. Wie soll denn das ganze Projekt umgesetzt werden? Das frage ich mich. Da müssen Bäume gefällt werden. Da muss die Schlossmauer versetzt werden. Da muss auch ein Radweg, möglicherweise ein Gehweg her. Wegen Baumaßnahmen und Baumfällungen muss möglicherweise, ach was, ganz bestimmt, die Hanauer Landstraße, ab Hailer Hindenburgallee, die einzige Durchgangsstraße gesperrt werden. Das gibt ein ganz großes Chaos!“ „Angelo, das ist der Menschen Problem! Aber die Stadtverordneten, die dem Bau dieser Brücke zugestimmt haben, die müssten alle dort ins Altersheim gesteckt werden und den Baulärm und später den entstehenden Mehr-Verkehr hautnah miterleben müssen.“
„Raia, was ereifern wir uns denn über dieses Bauprojekt? Die Meerhölzer und Hailerer, die sind doch betroffen, und nicht wir! Wir sind nur Engel, welche hier die schöne Landschaft bewundert haben. Aber jetzt fliegen wir weiter, geradewegs in den Himmel, denn es gibt noch so viel zu tun für uns. Es wird nämlich bald Weihnachten, falls Ihr Menschen es noch nicht wisst. Ihr könntet langsam mit der Natur Frieden schließen und nicht immer noch mehr schöne Natur verbauen. Ihr habt den Auftrag von Gott, die Natur zu bewahren.“